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Was wollen Frauen von der Kirche?

Die Sommerausgabe der frauen.kom

Liebe LeserInnen!

Die Mehrheit der Menschen, die in den letzten Jahrzehnten die Kirche verlassen hat, wird nicht zum Atheisten, meint Tomas Halik, der tschechische Religionsphilosoph und Priester, in einem Interview mit der SN.

In der momentanen Kirchenkrise befände sich nur eine bestimmte Gestalt der Kirche und der Religion, nicht die Kirche und die Religion als solche.

So könnte diese Coronakrise zu einer Sternstunde für uns Christen werden, nicht, weil plötzlich alle Menschen ihren Glauben an Gott entdecken würden, sondern weil sich die Frage aufdrängt: Was bleibt vom Glauben, wenn der traditionelle Betrieb plötzlich aufhört zu funktionieren?

Wir Christen sollten uns auf eine andere Form von Kirche vorbereiten, meint auch Burkhard Hose, deutscher Priester einer katholischen Studentengemeinde.

Dass die Krise der Kirche als unwahrscheinliche Chance gesehen wird, alte, überholte Strukturen, Regeln und auch Sichtweisen hinter sich zu lassen, ist nicht neu. Neu ist vielleicht, dass diese Chance auch einfach gelebt und dafür nicht mehr um Erlaubnis gefragt wird, wie auch Papst Franziskus meint: „ …dass Gott tausendfach mit seinem Volk spricht ohne Mittler.“ Viele Glaubensgemeinden beginnen, sich als lebendiger und selbstständiger Teil dieser Kirche zu verstehen.

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So gibt es Frauenklöster, in denen während des Wortgottesdienstes Brot gebrochen und Wein getrunken wird, auch ohne Priester. Es gibt Gläubige, die ihren Wortgottesdienst mit einer Agape beenden und dieses Brot mit derselben Andacht und Inniglichkeit brechen, wie sie es gewohnt waren. Es gibt Hauskirchen, die sich regelmäßig zusammenfinden ohne, dass sie den Ortspfarrer um Erlaubnis fragen. Unter der Decke scheint Kirche so lebendig wie noch nie.

Die Gottesbilder der modernen Menschen erweisen sich jedoch in ihrer Vielfalt als sehr unabhängig von kirchlichen Vorgaben und in einem Punkt sind sie sich alle einig: Sie erkennen Gott als den, der er immer schon gewesen ist – ein Gott, der sich von niemandem instrumentalisieren lässt, auch nicht von seiner Kirche, einer, der selbst entscheidet, wie und wo er in den Herzen der Menschen agiert.

Wir sind all diesen Fragen nachgegangen. Besonders interessiert hat uns, was Menschen – innerhalb und außerhalb der Kirche – von der Kirche erwarten, warum sie der Kirche den Rücken zugewandt haben und welche Visionen sie von einer neuen Form von Kirche haben, die vor allem eines wollen muss: Die Lebenswelt von vielen Menschen wahrnehmen und sich nicht auf eine verschwindend kleine Minderheit konzentrieren.

Unsere Artikel sind Diskussionsbeiträge, keine fertigen Antworten, die haben auch wir nicht. Aber, wie meint Burkhard Hose? Die Antwort ist das Unglück der Frage. Zur Zeit müssen wir die vielen offenen Fragen aushalten und ernstnehmen, in die Antworten werden wir dann hoffentlich irgendwann hineinleben.

Olivia Keglevic

Chefredakteurin

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