Sommerstudientagung 2024 der Katholischen Frauenbewegung
Mit struktureller und personeller Neuaufstellung legten kfb-Delegierte aus dem ganzen Land bei der diesjährigen SOST im Burgenland den Grundstein für einen innovativen Fahrplan ab Herbst.
Die Sommerstudientagung der Katholischen Frauenbewegung Österreichs fand dieses Jahr vom 21. bis 24. August im burgenländischen Neutal statt. Im Zuge von Vorträgen, Diskussionen und Workshops rund um das Thema „Aus Quellen leben, Wandel gestalten, mutig in die Zukunft gehen“ wurden als tragende Werte der Organisation Gemeinschaft, Toleranz und die kontinuierliche Innovationskraft der kfb herausgearbeitet.
Die Willkommensworte der regionalen kfb-Gastgeberinnen der Diözese Eisenstadt, namentlich der Vorsitzenden Roselinde Strommer und Diözesanleiterin Andrea Lagler, wurden von der kfbö-Vorsitzenden Mag. Angelika Ritter-Grepl aufgegriffen und in den Kontext der tagesaktuellen Gegenwart überführt: „Im Angesicht von auch hierzulande spürbaren Auswirkungen von Klimakatastrophe, Kriegen in Gaza und Ukraine sowie von viralem Erkranken und Sterben in Afrika erleben wir im Sommer 2024 erneut die Begrenztheit menschlicher Wirkmacht. Aus unserer christlichen Zuversicht und unserem Glauben schöpfen wir indes Kraft, dass unser Beitrag, unser gemeinsames Treffen und Diskutieren wichtig, ja sogar unerlässlich sind, um aus einer proaktiven Verantwortung heraus im gemeinschaftlichen Handeln zu erstarken und fruchtbare Böden zu nähren.“
Rund 60 Frauen nahmen als ehrenamtliche und hauptamtliche Vertreterinnen ihrer Diözesen und Dekanate an der Tagung teil. Sie wurden am Eröffnungsabend vom Generalvikar der Diözese Eisenstadt und vom Bürgermeister der Gemeinde in der örtlichen Kulturhalle als Austragungsort der Tagung begrüßt. Generalvikar Michael Würger vertrat den verhinderten Bischof Zsifkovics und griff als geborener Burgenländer zur Metapher der Weinreben, die es in einen Prozess der Weiterverarbeitung zu überführen gelte, um in den Genuss des beliebten Weins zu kommen. Wandlung, so betonte Würger auch in Bezugnahme auf die entsprechenden Weingleichnisse der Evangelien, sei Ausdruck einer Notwendigkeit und eines Glaubens an positive Entwicklungen durch Veränderung.
Dass der dafür aufzubringende Mut und Einsatz möglich sind und durchaus Erfolge erzielen lässt, legte Bürgermeister Erich Trummer am Beispiel seiner eigenen Gemeinde dar. Der Aufbau und die Umgestaltungen, die in Neutal mithilfe seiner engagierten Ortsverwaltung und Mitbürger*innen in den letzten Jahren geleistet wurden, erhielt jüngst den Europäischen Dorferneuerungspreis in der Kategorie Gold.
Einblicke in die burgenländische Entwicklungsgeschichte lieferte weiters der Historiker Dr. Herbert Brettl, so dass die Konferenztage auch eine kulturgeschichtliche Ergänzung fanden mittels fachwissenschaftlicher Erörterung über das einstige Deutsch-Westungarn von einer ruralen, armutsgezeichneten Region hin zum heute touristisch geschätzten Burgenland.
Während die jährliche Sommertagung der kfb einerseits der Vernetzungsarbeit innerhalb der Organisation sowie Weiterbildung ihrer Funktionär*innen dient, konnte sie diesmal auch als Einführungsveranstaltung
für die neue Generalsekretärin fungieren. Seit Juli 2024 ist die hauptamtliche Leitungsposition des Dachverbands der Katholischen Frauenbewegung nach längerer Vakanz in Folge von Umstrukturierungs- und Entwicklungsmaßnahmen wieder besetzt. Dr. Christina Hoffmann konnte als studierte Komparatistin im Zuge ihrer vorangegangenen Tätigkeit im Kommunikationssektor der kfbö bereits Einblick in die Strukturen und Mechanismen der Organisation nehmen. Darauf aufbauend verantwortet sie mit der Übernahme des Generalsekretariats nun den zielführenden Austausch zwischen Ehrenamt und Hauptamt sowie das Team der in Wien angesiedelten Verwaltungszentrale. Ein funktionales Netzwerk innerhalb der Organisation von Österreichebene über Diözesanebene bis hin zu den weitflächig verteilten Regionalgruppen und Pfarren betonte die neue Generalsekretärin als hohe Priorität ihres Amtes: „Jedes Wollen eines Miteinanders bedarf einer Struktur, einer Fahrbahn, über die Botschaften und Handlungen sicher und effizient transportiert werden können. Daher bauen wir in der kfb nach Innen und nach Außen an unserer Infrastruktur. Unser sozialethisches und entwicklungspolitisches Engagement will sichtbar und zugänglich sein, um als offener Begegnungs-, Orientierungs- und Arbeitsraum für eine geschlechtergerechte und chancengleiche Gesellschaft allen interessierten Frauen zur Verfügung zu stehen.“
Das Thema der diesjährigen Sommerstudientagung wurde somit von der Katholischen Frauenbewegung auch als Selbstreflexion der eigenen Organisation angesetzt. Vorangegangen war eine landesweite Umfrage auf allen Handlungs- und Verwaltungsebenen der größten Frauenorganisation des Landes. Gemeinschaft bzw. gemeinsames Gestalten, Weiterbildung und Spiritualität konnten als wichtige kfb-Quellen und gleichzeitig zukunftsweisende Werte aufgetan werden. Weiters zeigten die Auswertungsergebnisse der Befragungen einen hohen Anspruch auf und vielfältigen Einsatz der kfb-Mitglieder für eine gesellschaftliche wie innerkirchliche Gleichstellung von Frauen. Da die Katholische Frauenbewegung mit ihrem Spendenverein Aktion Familienfasttag außerdem im globalen Süden jährlich rund 70 frauenfördernde Projekte unterstützt, hat dieser genderpolitische Handlungsanspruch eine zusätzlich globale, entwicklungspolitische Komponente.
Beendet wurde die viertägige Konferenz der Katholischen Frauenbewegung nach einer Abschlussliturgie mit dem Fazit und gleichzeitigen Auftrag an alle Akteurinnen, dass kfb-Zukunft Flexibilität in Rhetorik und in Aktivitäten erfordert. Frauen leben 2024 in Österreich in einer Gesellschaft, die stark von digitaler Schnelllebigkeit und globalen Wechselwirkungen geprägt ist. Diesem Zeitphänomen gilt es sich zu stellen und die darin liegenden Chancen für stärkende und faire Entwicklungen zu nutzen.
Wien, 25. August 2024
Impressionen Team Salzburg: