Krippenschaug´n und g´spielt – das Leben ist schön
Die 2. Fackelwanderung auf dem Wildschönauer Krippenweg
vereinte Tradition und Glauben
Die Stimmung an diesem späten Nachmittag Ende Jänner in der Wildschönau war geradezu mystisch. Wie ein Scherenschnitt legte sich langsam die Nacht auf die Berge und das Tal. Im Licht der letzten Sonnenstrahlen herrschte auf den Straßen und Wegen in diesem Tiroler Winterwunderland das übliche rege Treiben. Kerstin und Peter aus Deutschland hatten für diesen Urlaubsnachmittag ein ganz besonderes Ziel: die Fackelwanderung auf dem Wildschönauer Krippenweg. Wie die beiden mir später verrieten, kamen sie auch wegen der Gemeinschaft und des Glaubens. Mit ihrem Interesse waren sie nicht alleine von allen Seiten, aus nah und fern strömten die Menschen zum ausgemachten Treffpunkt vor dem Oberauer Bergbauernmuseum z´Bach.
Lisi, Thomas und Tania vom Organisationsteam lächelten glücklich, auch heuer wieder hatte ihre Idee, Weihnachten mit dieser Veranstaltung im wahrsten Sinne des Wortes noch etwas nachklingen zu lassen, eingeschlagen. Entlang des Franziskusweges – vor dem Hintergrund der Bronzeskulpturen von Hubert Flörl, der übrigens 2024 mit Gedenktafeln zum 20-jährigen Jubiläum seiner Kunstwerke (eine Hommage an den Sonnengesang des Heiligen) geehrt worden war, machte sich dann die Gruppe auf den Weg zu den 11 auf- und ausgestellten Krippenschaukästen.
Schon gleich zu Beginn wurden sie mit fröhlichen Akkordeonklängen von Kathrin Witschnig begrüßt. „Das ist so schön!“, ging jedes Mal ein Raunen durch das Publikum, das all ihre Auftritte begeistert beklatschte. Mit ihrer Musikauswahl an heiteren Volksliedern traf die Wildschönauer Religionslehrerin jedenfalls ins Schwarze. Genau wie die Wildschönauer Krippenfreunde, die bei dieser Ausstellung wieder ihrer Kreativität freien Lauf gelassen hatten. Jede ihrer Krippen war ein Kunstwerk, egal welchen Stil die Künstlerin oder der Künstler zur Darstellung gewählt hatte – tirolerisch traditionell, orientalisch oder innovativ und originell, z. B. war eine davon en miniature oder pfiffig eingebaut in ein Fass. Detailverliebt und wunderschön waren sie alle. Meine Freundin Gretl, selber langjährige Krippenbauerin und Frau eines Krippenbaumeisters, sagte ein ums andere Mal schwer beeindruckt zu mir: “Hast du das dort gesehen und bitte, das musst du unbedingt fotografieren!“
Keine Frage, dass die beiden Krippenbauexperten Thomas Breitenlechner (Obmann der Wildschönauer Krippenfreunde) und sein Stellvertreter Andreas Mühlegger ob des großen Interesses ausführlich Rede und Antwort stehen mussten. Bereitwillig teilten sie ihr Expertenwissen und plauderten auch so manches aus dem „Krippen - Nähkästchen“ unter der Rubrik Tipps und Tricks. Oder hätten Sie gewusst, dass getrocknete Thymian Zweige aus dem Süden jeder Krippenlandschaft ihr ganz typisches Aussehen geben? Um an sie zu kommen, wird auch kein Aufwand gescheut und so mancher Urlaub der Krippenfreunde führte in der Vergangenheit z. B. nach Rhodos, wo dann fleißig für die nächste Krippenbausaison gesammelt wurde.
Mit einsetzender Dunkelheit wurde es dann noch stimmungsvoller. Fackeln wurden entzündet. Für mich ist dieses „das eigene Licht“ tragen wie ein Ritual, das diesem Moment Bedeutung verleiht und von allen anderen Momenten des Alltags abhebt, eine Wohltat für die Seele. Manch´ schöne Kindheitserinnerung wurde so im warmen Flackerlicht lebendig.
Akzente der ganz besonderen musikalischen Art setzten dann Jakob Astner und Johannes Witschnig zusammen mit seinen Kindern Johannes und Maria. Als Weisenbläser überraschten sie alle vor der Oberauer Pfarrkirche mit ihren Blechblasinstrumenten und Melodien, die vom ersten Ton an die Nacht und die Herzen aller verzauberten. In dieser besinnlichen Stimmung betraten wir dann den Wildschönauer „Dom“, wie die Kirche wegen ihres mit 52 m imposanten Turmes auch gerne genannt wird. Sehr beeindruckend ist auch das barocke Innere. Und in der Weihnachtszeit, die ja bekanntlich erst am 2. Februar - zu Mariä Lichtmess - endet ein Rausch an Farben in Gold, Rot und Grün – perfekt in Szene gesetzt durch das dezente Licht. Vielen Dank an dieser Stelle auch an Religionslehrerin Lisi Schellhorn, die sichtlich stolz eine der beiden Krippen besonders hervorhob, und zwar die Krippe mit der sehr seltenen Darstellung der Hochzeit zu Kana, die nur im Lesejahr C, also alle drei Jahre aufgestellt wird.
Uns Krippenfreunden und -freundinnen ging sprichwörtlich das Herz auf, denn die meisten von uns hatten diese Krippenszene noch nie gesehen ganz zu schweigen davon gewusst, dass es eine solche überhaupt gibt!
Die spirituellen Impulse von kfb Frau Lisi Schellhorn und noch zwei musikalische Einlagen des Weisenbläser Quartetts rundeten diese Kirchenbesichtigung der besonderen Art dann vortrefflich ab. Genau wie das bei der zweiten Krippenwanderung schon zur kleinen Tradition gewordene Gloria-Wasser-Trinken mit Blick hinter die Kulissen der Werkstatt der Krippler und die abschließende Einkehr im gastfreundlichen Oberauer Tirolerhof.
Beim nach Hause fahren, sinniere ich noch über die Botschaft jeder Krippe: „Mache es wie Gott und werde Mensch. So einfach und doch so schwer …!“ Das Kind darin steht jedenfalls auch für Versöhnung und Frieden. In Zeiten wie diesen wichtiger denn je!
Was bleibt: An Tagen wie diesen kann das Leben nicht schöner sein. Und die schönsten Krippen weit und breit, finden wir auf dem Wildschönauer Krippenweg bis zur Lichtmesszeit!
Tania Zawadil, kfb Regionalstelle Wörgl
Herzlichen Dank an die Katholische Frauenbewegung Salzburg, speziell an deren ehem. Vorstandsfrau Elisabeth (Lisi) Schellhorn für das Veranstaltungs-management vor Ort, auch für ihre Impulse; an die Krippenfreunde Wildschönau für den Krippenweg und die Expertise von Thomas Breitenlechner und Andreas Mühlegger, an die Musikerfamilie: Kathrin (Akkordeon) und Winfried Witschnig mit ihren Kindern Johannes und Maria und an Jakob Astner als vierten Weisenbläser. Ebenso vielen Dank an das Katholische Bildungswerk Kufstein für die finanzielle Logistik und an den Wildschönau Tourismus für die Spende der Fackeln. Und last but not least tausend Dank für die vielen wertvollen Begegnungen und die Gemeinschaft aller!